Brain Fog - wenn das Gehirn im Nebel festhängt
- Sascha Bade

- 9. Okt.
- 6 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 21. Nov.

Inhalt dieser Seite:
Welche Symptome hat man bei Brain Fog?
Brain Fog ist wie ein dichter Nebel im Kopf. Betroffene spüren, dass „etwas nicht stimmt“, können es aber oft kaum in Worte fassen – und genau das macht die Diagnose so schwierig. Viele fühlen sich zusätzlich von ihrem Arzt nicht ernst genommen, weil ihre Beschwerden schwer messbar sind.
Medizinisch betrachtet handelt es sich beim Brain Fog um eine Störung der sogenannten exekutiven Funktionen – also jener geistigen Fähigkeiten, die unser Denken, Planen und Handeln steuern. Betroffene kämpfen mit Konzentrationsschwierigkeiten, Wortfindungsstörungen, Vergesslichkeit, mentaler Erschöpfung oder der Unfähigkeit, sich gegen Ablenkungen zu schützen.
Selbst einfache Aufgaben des Alltags können plötzlich zur Herausforderung werden: einen kurzen Text zu verstehen, den Einkauf zu planen oder die Spülmaschine einzuräumen. Und anders als oft vermutet, betrifft Brain Fog nicht nur ältere Menschen – auch junge, geistig aktive Personen können unter diesem „mentalen Nebel“ leiden.
Was sind die häufigsten Ursachen von Brain Fog?
Brain Fog tritt nicht nur im Zusammenhang mit Long Covid auf. Auch andere Störungen der Gehirnfunktion können ähnliche Symptome hervorrufen – etwa Konzentrationsprobleme, Wortfindungsstörungen oder geistige Erschöpfung. Die Vielzahl möglicher Auslöser macht Diagnose, Therapie und Prognose oft schwierig.
Psychische Belastungen wie Depressionen, chronischer Stress, Schlafmangel oder Angstzustände können den „mentalen Nebel“ ebenso auslösen wie körperliche Erkrankungen. Dazu zählen etwa Multiple Sklerose, Myalgische Enzephalomyelitis/Chronisches Fatigue-Syndrom (ME/CFS), Fibromyalgie, HIV-assoziierte Hirnfunktionsstörungen, Epilepsien oder neurodegenerative Erkrankungen wie Alzheimer.
Gemeinsam ist all diesen Zuständen, dass sie das fein abgestimmte Zusammenspiel der neuronalen Netzwerke stören – und damit die geistige Leistungsfähigkeit spürbar beeinträchtigen.

Der Körperkompass
Gesundheitswissen aus der Osteopathie-Praxis
Von Sascha Bade
Bestell-Nr. 1582ISBN-13: 978-3-8434-1582-8
248 Seiten, 154 x 205 mm, broschiert, mit
zahlreichen farbigen Abbildungen
Wie wird Brain Fog diagnostiziert?
Da es für Betroffene oft schon schwer ist, ihre Symptome genau zu beschreiben, gestaltet sich auch die Diagnostik entsprechend komplex. Ärztinnen und Ärzte prüfen dabei verschiedene Bereiche der Gehirn- und Körperfunktionen: Dazu gehören Tests des Gedächtnisses, der Konzentration, des Merk- und Erinnerungsvermögens, aber auch Untersuchungen der Muskelkraft, Koordination und Augenbewegungen.
Solche Tests kommen nicht nur bei Verdacht auf Long Covid, sondern auch bei anderen Ursachen für kognitive Beeinträchtigungen zum Einsatz. Sie helfen, die Beschwerden besser einzuordnen und mögliche organische Störungen auszuschließen.

Brain Fog als Komplikation von Covid-19
Seit Beginn der Corona-Pandemie haben Neurolog:innen und Kliniken vermehrt Fälle von Patient:innen mit kognitiven Beeinträchtigungen wie Brain Fog beobachtet. In Studien und Umfragen wird geschätzt, dass etwa 20–30 % der SARS-CoV-2-Infizierten im Verlauf Long-Covid-Symptome entwickeln in mindestens einem Bereich, zu denen auch Denkstörungen zählen.
Im Blickpunkt der Forschung steht derzeit das Wirkstoffkandidaten BC 007 (auch „Rovunaptabin“ genannt). Ursprünglich zur Behandlung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen entwickelt, wird BC 007 aktuell auch in anderen Bereichen – etwa in der Augenforschung – erprobt. Die Hypothese lautet, dass sowohl bei einem Glaukom als auch bei manchen Long-Covid-Verläufen eine gestörte Mikrozirkulation bzw. Schädigung durch Autoantikörper eine Rolle spielen könnte.
In kleineren Lokalversuchen – etwa an der Universitätsklinik Erlangen – berichteten einzelne Patient:innen von raschen Verbesserungen ihrer kognitiven Beschwerden nach einer BC 007-Infusion (z. B. Reduktion des Brain Fogs). Doch: In der größeren, randomisierten Phase-II-Studie des Unternehmens Berlin Cures zeigten die bisherigen Analysen keinen eindeutigen Vorteil gegenüber Placebo. Allerdings wurde die gute Verträglichkeit bestätigt.
Ziel der Weiterentwicklung ist es nun, gezielte Forschungsarbeiten durchzuführen, insbesondere mit optimiertem Studiendesign und präziser Patientenselektion, um zu klären, ob BC 007 für bestimmte Subgruppen von Long-Covid- und Brain-Fog-Betroffenen tatsächlich wirksam und sicher eingesetzt werden kann.
Was Sie selbst tun können.
Wir empfehlen bei Brain Fog einen aktiven und achtsamen Lebensstil. Dazu gehören eine ausgewogene Ernährung, regelmäßige Bewegung, ausreichend Schlaf und der Verzicht auf Alkohol.
Ebenso wichtig ist soziale Unterstützung: Der Austausch mit anderen Betroffenen kann entlastend wirken. Zu erleben, dass man mit seinen Beschwerden nicht allein ist und sich gegenseitig Verständnis und praktische Tipps geben kann, hilft, Einsamkeit und das Gefühl des Nicht-Verstandenwerdens zu überwinden.
Die richtige Ernährung bei Brain Fog
Unsere Ernährung hat großen Einfluss auf die Leistungsfähigkeit des Gehirns. Ein stabiler Blutzuckerspiegel, ausreichend Flüssigkeit und die richtige Auswahl an Fetten unterstützen Konzentration, Denkvermögen und Energiehaushalt. Besonders wichtig sind Omega-3-Fettsäuren, da sie die Kommunikation zwischen den Nervenzellen fördern und entzündungshemmend wirken. Eine bewusste, nährstoffreiche Ernährung kann helfen, den „mentalen Nebel“ zu lichten und die geistige Klarheit zu verbessern.
Zuckerarme Ernährung: Ein konstanter Blutzuckerspiegel hält das Gehirn wach und stabil. Zu viel Zucker führt zu Leistungseinbrüchen, Konzentrationsstörungen und Stimmungsschwankungen.
Auf gesunde Fette achtenUngesättigte Fettsäuren, wie sie in Olivenöl, Nüssen und Samen vorkommen, versorgen das Gehirn mit Energie und schützen Nervenzellen.
Ausreichend Omega-3-Fettsäuren, z. B. aus:
Nüssen – vor allem Walnüsse enthalten Alpha-Linolensäure, eine pflanzliche Omega-3-Fettsäure.
Fettem Seefisch – Lachs, Makrele oder Hering liefern DHA und EPA, die direkt in Gehirnstrukturen eingebaut werden.
Eiern – sie enthalten wertvolles Lecithin, das für die Signalübertragung im Gehirn wichtig ist.
Avocados – reich an einfach ungesättigten Fettsäuren, die die Durchblutung des Gehirns fördern.
Ausgiebig trinken – das Gehirn besteht zu rund 75 % aus Wasser: Schon leichter Flüssigkeitsmangel beeinträchtigt Aufmerksamkeit und Gedächtnisleistung. Wasser, ungesüßter Tee oder verdünnte Fruchtsäfte halten das Gehirn leistungsfähig.

Auf diese Nährstoffe sollten Sie achten!
Omega-3: Wie bereits angesprochen, benötigt das Gehirn gute Fettsäuren. Die oben genannten Lebensmittel bieten eine gute Möglichkeit, den Bedarf zu decken. Eine weitere Möglichkeit besteht in der Supplementierung mit Omega-3-Kapseln.
Vitamin B12: Ein Vitamin B12-Mangel ist in Deutschland leider weit verbreitet. Zu den Symptomen gehört eine eingeschränkte kognitive Leistungsfähigkeit.
Vitamin D: Das Sonnenhormon hat viele Aufgaben in unserem Körper. Hierüber haben wir bereits einen umfangreichen Beitrag geschrieben zum Artikel. Ein Vitamin-D-Mangel kann sich auf die Laune auswirken und sogar Depressionen auslösen.
Magnesium: Ein Magnesiummangel ist recht verbreitet. Die Folgen sind Konzentrationsprobleme, Müdigkeit und auch nachlassende kognitive Fähigkeiten.
Blutwerte – die Basis für gezielte Maßnahmen
Ihr Blut verrät viel über Ihren allgemeinen Gesundheitszustand. Besonders, wenn Sie Nahrungsergänzungsmittel einnehmen möchten, ist es sinnvoll, vorher den tatsächlichen Bedarf durch eine Blutuntersuchung zu bestimmen. Nur so lässt sich erkennen, welche Nährstoffe Ihrem Körper wirklich fehlen. Wer ohne Kontrolle einfach „ins Blaue hinein“ supplementiert, riskiert nicht nur unnötige Ausgaben, sondern kann im schlimmsten Fall sogar seiner Gesundheit schaden.
Wichtige Blutwerte bei Brain Fog und Erschöpfung:
Vitamin D (25-OH-Vitamin D): Wichtig für Immunsystem, Stimmung und Energiehaushalt.
Vitamin B12 und Folsäure: notwendig für die Nervenfunktion und die Bildung von Neurotransmittern.
Ferritin (Eisenspeicher): Eisenmangel kann zu Müdigkeit, Konzentrationsschwäche und verminderter Gehirnleistung führen.
Zink, Magnesium und Selen: essentielle Spurenelemente für Energieproduktion, Nervensignale und antioxidativen Schutz.
Omega-3-Index: zeigt, wie gut das Gehirn mit entzündungshemmenden Fettsäuren versorgt ist.
TSH, fT3 und fT4: geben Aufschluss über die Schilddrüsenfunktion – ein häufiger, oft übersehener Faktor bei geistiger Erschöpfung.
HbA1c oder Nüchternblutzucker: zeigen, wie stabil Ihr Blutzuckerspiegel ist – wichtig für Konzentration und Leistungsfähigkeit.
Homocystein: erhöhter Wert kann auf Störungen im B-Vitamin-Stoffwechsel hinweisen und die Durchblutung des Gehirns beeinträchtigen.
Häufig gestellte Fragen zum Thema Brain Fog:
Kann Brain Fog auch ohne Long Covid auftreten?
Ja. Auch ohne vorherige Virusinfektion kann Brain Fog entstehen – zum Beispiel durch chronischen Stress, Schlafmangel, hormonelle Veränderungen, Ernährungsmängel oder Überlastung des Nervensystems.
Welche Rolle spielt die Darmgesundheit?
Ein gestörtes Darmmikrobiom kann Entzündungsprozesse fördern und über die sogenannte Darm-Hirn-Achse die geistige Leistungsfähigkeit beeinflussen. Studien zeigen, dass eine ballaststoffreiche, pflanzenbetonte Ernährung die Gehirnfunktion unterstützen kann.
Kann Brain Fog hormonell bedingt sein?
Ja. Hormonelle Schwankungen – etwa in den Wechseljahren, bei Schilddrüsenstörungen oder Nebennierenschwäche – können Konzentration und Gedächtnis deutlich beeinträchtigen.
Spielt Stress wirklich eine so große Rolle?
Definitiv. Dauerstress erhöht den Cortisolspiegel, was auf Dauer die neuronale Regeneration hemmt, die Schlafqualität verschlechtert und die Gedächtnisleistung mindert.
Hilft Koffein gegen Brain Fog?
Kurzfristig kann Koffein Wachheit fördern, langfristig kann übermäßiger Konsum jedoch Schlafqualität und Stressniveau verschlechtern. Besser ist es, Ursachen zu beheben statt nur Symptome zu überdecken.
Gibt es Nahrungsergänzungen, die helfen können?
In Studien wurden positive Effekte beobachtet bei Omega-3-Fettsäuren, B-Vitaminen (insbesondere B12 und Folat), Magnesium, Coenzym Q10 und Adaptogenen wie Rhodiola oder Ashwagandha – letzteres aber mit ärztlicher Rücksprache.
Kann Bewegung wirklich das Denken verbessern?
Ja. Körperliche Aktivität steigert die Durchblutung des Gehirns und regt die Bildung neuer Nervenzellen an (Neurogenese). Schon 20–30 Minuten zügiges Gehen täglich können messbare Verbesserungen bringen.
Wie kann man den Alltag mit Brain Fog besser strukturieren?
Aufgaben priorisieren
To-do-Listen schreiben
Reizüberflutung vermeiden (z. B. Handy-Pausen)
Feste Routinen einführen
Regelmäßige Pausen einplanen
Geht Brain Fog von selbst wieder weg?
Oft ja, besonders wenn Auslöser erkannt und behoben werden. Bei Long Covid oder chronischen Erkrankungen kann der Heilungsprozess aber Monate dauern.
Kann Brain Fog chronisch werden?
Wenn die zugrunde liegende Ursache bestehen bleibt – etwa chronische Entzündung, dauerhafter Stress oder hormonelle Störung – kann Brain Fog längerfristig anhalten. Frühzeitige Behandlung verbessert die Prognose.
Kann Osteopathie bei Brain Fog helfen?
Bei vielen Betroffenen ja – vor allem, wenn muskuläre Verspannungen, Atemrestriktionen oder Durchblutungsstörungen eine Rolle spielen. Osteopathische Behandlungen können vegetatives Nervensystem und Durchblutung regulieren.



