Wie hilft Osteopathie bei einem Bandscheibenvorfall?
- Sascha Bade

- 9. Jan.
- 9 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 7. Mai

Inhaltsverzeichnis:
Bei einem Bandscheibenvorfall kommt es zum Zerreißen des äußeren Faserrings (Anulus fibrosus) der Bandscheibe. Dadurch kann der zähflüssige Gallertkern (Nucleus pulposus) austreten. Typischerweise entsteht ein Bandscheibenvorfall in der Lendenwirbelsäule, da hier das Körpergewicht einen besonders starken Druck ausübt. Mediziner sprechen dann von einem lumbalen Bandscheibenvorfall. Die Symptome strahlen meist vom unteren Rücken in die Beine aus und sind besonders unangenehm, wenn es den Ischiasnerv betrifft. Er ist unser dickster Nerv im Körper und führt bei einem Bandscheibenvorfall zu einschießenden oder elektrisierenden Schmerzen, die vom Gesäß über die Rückseite des Oberschenkels bis zum Fuß verlaufen können. Bei Husten, Niesen oder Bewegung können sich die Beschwerden verschlimmern.
Ein Bandscheibenvorfall kann auch in der Halswirbelsäule entstehen. Bei diesem zervikalen Bandscheibenvorfall strahlen die Schmerzen meist vom Halsbereich in die Arme.
An der Brustwirbelsäule ist ein Bandscheibenvorfall extrem selten, da die Beweglichkeit der Brustwirbelsäule in Rotation sehr begrenzt ist. Dieser thorakale Bandscheibenvorfall ist meist von seinen Symptomen auf den betroffenen Wirbelsäulenabschnitt begrenzt.

Welche Symptome hat ein Bandscheibenvorfall?
Ein Bandscheibenvorfall tritt am häufigsten zwischen 30 und 50 Jahren auf und muss sich nicht immer mit Beschwerden zeigen. Typische Symptome sind je nach Ausmaß und Lokalisation Rückenschmerzen, die in Beine oder Arme ziehen, Empfindungsstörungen wie Ameisenlaufen, Kribbeln oder Taubheitsgefühle, Lähmungserscheinungen in Bein oder Arm oder Störungen der Blasen- und Darmentleerung.
Werden diese Symptome beobachtet, kann man davon ausgehen, dass die Bandscheibengewebe gegen eine der Nervenwurzeln, das Rückenmark oder das Nervenfaserbündel drückt.
Der erste Weg bei einem Verdacht auf Bandscheibenvorfall sollte immer zum Arzt sein. Er kann durch bildgebende Verfahren, wie die Magnetresonanztomographie (MRT) die Art und den Ort des Vorfalls bestimmen. Eine Operation ist in den meisten Fällen unnötig, denn oft kann mit konventionellen Methoden geholfen werden.
Wichtig: Kommen Taubheitsgefühle oder Lähmungserscheinungen in Armen oder Beinen vor, rufen Sie bitte umgehend die 112. Dies kann auf einen akuten Notfall hindeuten, bei dem schnelle Hilfe notwendig ist.

Der Körperkompass
Gesundheitswissen aus der Osteopathie-Praxis
Bestell-Nr. 1582ISBN-13: 978-3-8434-1582-8
248 Seiten, 154 x 205 mm, broschiert, mit zahlreichen farbigen Abbildungen
Erscheinungsdatum: 23.01.2025
So ist die Wirbelsäule aufgebaut.
Unsere Wirbelsäule gibt uns Stabilität und trotzdem Beweglichkeit. Sie besteht aus 7 Halswirbeln, 12 Brustwirbeln und 5 Lendenwirbeln. Das sich anschließende Kreuzbein und Steißbein besteht aus Wirbelkörpern, die miteinander verschmolzen sind.
Während der Wirbelkörper unser Gewicht trägt, bilden die Dornfortsätze nach hinten und zur Seite die Gelenkflächen, die sogenannten Facettengelenke.
Vor und hinter den Wirbelkörpern verläuft ein kräftiges Band, dass unsere Wirbelsäule stabilisiert. Zwischen dem Dornfortsatz und dem Wirbelkörper liegt der Wirbelkanal, durch den das Rückenmark führt. Zwischen den Wirbelkörpern entspringen rechts und links die Spinalnerven, die zu den Muskeln, inneren Organen und zur Hautoberfläche führen.
Die Bandscheibe bildet den Puffer zwischen den einzelnen Wirbelkörpern. Sie besteht aus einem festen Bindegewebsring und einem gallertartigen Kern. Der Faserring garantiert eine hohe Zugfestigkeit, so dass bei einer Beugung der Wirbelsäule der Gallertkern zur anderen Seite ausweichen kann. Da diese Faser allerdings eher in längsrichtung und nur begrenzt quer verlaufen, sind die Bandscheiben für Rotationsbelastungen sehr anfällig.

Habe ich bei Rückenschmerzen immer einen Bandscheibenvorfall?
Auch wenn Sie Symptome spüren, die auf einen Bandscheibenvorfall schließen können, gibt es auch andere Ursachen für derlei Beschwerden. Manchmal sind es Verspannungen oder Wirbelsäulenveränderungen wie Abnutzungen oder Entzündungen. Auch neurologische Erkrankungen können zu einem ähnlichen Beschwerdebild führen. Schmerzen die bis ins Bein ziehen können von einer Blockade des Iliosakralgelenks herrühren.
Treffen jedoch ausstrahlende Schmerzen in Arme oder Beine, Taubheitsgefühle oder gar Lähmungen zu, sollte immer eine fachärztliche Abklärung erfolgen, ob ein Bandscheibenvorfall vorliegt.
Wie wird ein Bandscheibenvorfall diagnostiziert?
Bei Verdacht auf einen Bandscheibenvorfall ist ein Arztbesuch unverzichtbar. Mithilfe bildgebender Verfahren (z.B. Magnetresonanztomographie, MRT) können Art und Ort des Vorfalls bestimmt werden.
Gut zu wissen: Eine Operation ist in den meisten Fällen nicht notwendig. Häufig hilft bereits eine konventionelle Methode wie Osteopathie, Physiotherapie oder Schmerztherapie.
Kann Osteopathie beim Bandscheibenvorfall helfen?
Beim akuten Bandscheibenvorfall überprüfen wir zunächst mittels neurologischer Tests, ob eine Behandlung überhaupt möglich und sicher ist. Dabei werden Sensibilität, Reflexe und mögliche Rückenmarksreizungen untersucht.
Zusätzlich ist es wichtig, die zugrunde liegenden mechanischen Kräfte zu identifizieren, die den Bandscheibenvorfall ausgelöst haben. Diese Ursachen befinden sich oft nicht direkt an der Stelle des Prolapses, sondern können durch benachbarte Strukturen, Fehlhaltungen oder chronische Belastungen entstehen. Durch die ganzheitliche Herangehensweise der Osteopathie gelingt es, diese verborgenen Auslöser aufzudecken und zu behandeln.
Beispiel zur Verdeutlichung: Ein Patient könnte einen Bandscheibenvorfall in der Lendenwirbelsäule erleiden, während die eigentliche Ursache in einer asymmetrischen Belastung des Beckens oder einer Fehlstellung der Wirbelkörper liegt. Ein Osteopath analysiert und korrigiert solche strukturellen Ungleichgewichte, wodurch nicht nur die akuten Symptome gelindert, sondern auch die zugrunde liegenden Ursachen behandelt werden.
Dank dieser umfassenden Betrachtung können Osteopathen bereits im akuten Stadium eines Bandscheibenvorfalls mit der Behandlung beginnen. Dies ermöglicht eine frühzeitige Entlastung der betroffenen Bandscheibe und eine schnellere Wiederherstellung der normalen Funktion. Zudem reduziert es das Risiko eines erneuten Vorfalls durch die Korrektur der auslösenden mechanischen Kräfte. Studien konnten mittlerweile nachweisen, dass osteopathische Behandlungen bei Bandscheibenvorfällen nicht nur die Schmerzen lindern, sondern auch die Beweglichkeit verbessern und die Heilungsprozesse unterstützen können (Weber, 1983; Jacobs et al., 2011).
Möglicher Therapieansatz in der Osteopathie.
Nach einer eingehenden Untersuchung und dem Ausschluss von Kontraindikationen für eine osteopathische Behandlung, beginnt die Behandlung. Nachfolgend werden Behandlungsabläufe exemplarisch dargestellt, die sich bei einem Bandscheibenvorfall als effektiv gezeigt haben. Ich möchte aber ganz klar herausstellen, dass eine Verallgemeinerung nicht möglich ist und jeder Patient individuell untersucht und bewertet werden muss.
Möglicher Therapieansatz für einen lumbalen Bandscheibenvorfall:
Justierung des betroffenen Wirbelsegments mit Impuls- und/oder Muskeltechniken. (Impulstechniken setzen ein großes Maß an Erfahrung seitens des Therapeuten voraus und sollten bei einem Bandscheibenvorfall meist nur unter vorheriger radiologischer Abklärung genutzt werden)
Entspannung und Dehnung der umgebenden Muskulatur. Hier sind speziell die folgenden Muskeln wichtig:
M. iliopsoas
Diaphragma thoracalis (Zwerchfell)
M. quadratus lumborum, Diaphragma pelvis (Beckenboden)
M. erector trunci/spinae
Verbesserung der venösen Drainage über Zwerchfell und Beckenboden
Weiterführend bietet sich eine Otimierung der Körperstatik an, falls notwendig. Auch medizinische Trainingstherapie sollte durchgeführt werden, um die betroffenen Areale muskulär zu stärken.
Interdisziplinäre Zusammenarbeit (z.B. mit Physiotherapie), um das bestmögliche Behandlungsergebnis zu erzielen
Wie kann ich zu Hause auf einen Bandscheibenvorfall testen?
Während eine genaue Diagnose nur durch medizinische Fachkräfte und bildgebende Verfahren gestellt werden kann, gibt es einige Selbsttests, die Hinweise auf einen Bandscheibenvorfall geben können:
Slump-Test:
Durchführung: Setzen Sie sich auf einen Stuhl, strecken Sie die Beine aus und beugen Sie sich nach vorne. Gleichzeitig neigen Sie den Kopf nach hinten.
Interpretation: Ein Anstieg der Schmerzen oder ein Kribbeln in den Extremitäten kann auf einen Bandscheibenvorfall hinweisen.
Straight-Leg-Raise-Test (Gerade-Bein-Heben-Test):
Durchführung: Legen Sie sich flach auf den Rücken und heben Sie ein gestrecktes Bein langsam an, während das andere Bein flach bleibt.
Interpretation: Schmerzen, die unterhalb des Knies auftreten, deuten häufig auf einen lumbalen Bandscheibenvorfall hin.
Vérin-Test:
Durchführung: Liegen Sie flach auf dem Rücken und versuchen Sie, ein Bein so weit wie möglich nach oben zu strecken.
Interpretation: Schwierigkeiten oder Schmerzen beim Strecken des Beins können ein Hinweis sein.
Wichtig: Diese Tests sind lediglich Indikatoren und ersetzen nicht die professionelle Diagnose durch einen Arzt. Bei Verdacht auf einen Bandscheibenvorfall sollten Sie unbedingt ärztlichen Rat einholen.
Wie lange braucht ein Bandscheibenvorfall zum Ausheilen?
Die Heilungsdauer eines Bandscheibenvorfalls variiert stark und hängt von mehreren Faktoren ab, darunter:
Schwere des Vorfalls
Frühe Diagnose und Behandlung
Individuelle Gesundheitsfaktoren (z.B. Alter, körperliche Fitness)
Therapieadhärenz (Einhaltung der empfohlenen Behandlungspläne)
In den meisten Fällen heilt ein Bandscheibenvorfall innerhalb von 6 bis 12 Wochen mit konservativen Behandlungsmethoden wie Physiotherapie, Schmerztherapie und gezielten Übungen. Studien haben gezeigt, dass etwa 90% der Patienten eine signifikante Besserung ohne operative Eingriffe erfahren
Kann ein Bandscheibenvorfall von alleine heilen?
Ja, in vielen Fällen heilt ein Bandscheibenvorfall von alleine. Der Körper verfügt über Mechanismen, die den austretenden Gallertkern (Nucleus pulposus) abbauen und die Entzündung reduzieren können. Studien haben gezeigt, dass etwa 90% der Patienten eine signifikante Besserung ohne operative Eingriffe erfahren.
Mechanismen der Selbstheilung:
Resorption des Prolaps
Der Körper kann den extrudierten Nucleus pulposus abbauen und resorbieren, wodurch der Druck auf die Nervenwurzeln reduziert wird.
Reduktion der Entzündung:
Entzündungsprozesse, die durch den Vorfall ausgelöst werden, klingen mit der Zeit ab, was zu einer Verringerung der Schmerzen führt.
Neuroplastizität:
Das Nervensystem passt sich an die veränderten Bedingungen an, was zur Schmerzlinderung beiträgt.
FAQ: Häufig gestellte Fragen zum Thema Bandscheibenvorfall:
Wie läuft ein typischer osteopathischer Behandlungsplan bei einem Bandscheibenvorfall ab?
Anamnese und Untersuchung: Zu Beginn wird die Krankheitsgeschichte erfasst und mit speziellen Handgriffen der Körper auf Spannungen untersucht.
Behandlung: Auf Basis der Befunde setzt die Osteopathin/der Osteopath gezielte manuelle Techniken ein, um Blockaden zu lösen und die Beweglichkeit zu verbessern.
Begleitende Maßnahmen: Häufig werden ergänzende Übungen für zuhause empfohlen, um die Rücken- und Bauchmuskulatur zu stärken.
Verlaufsbeobachtung: In weiteren Sitzungen wird der Behandlungserfolg geprüft und der Plan bei Bedarf angepasst.
Welche Rolle spielen Übungen und Eigeninitiative bei einem Bandscheibenvorfall?
Regelmäßige Bewegungs- und Kräftigungsübungen sind entscheidend, um die Rückenmuskulatur zu stabilisieren und Überlastungen der Wirbelsäule zu reduzieren. Eine Osteopathin bzw. ein Osteopath kann zwar Blockaden lösen und die Selbstheilungskräfte anregen, doch langfristig ist Eigeninitiative nötig: Ein gezieltes Training, rückengerechtes Verhalten und ein gesunder Lebensstil helfen, einen erneuten Bandscheibenvorfall zu vermeiden oder Beschwerden zu minimieren.
Wie kann Osteopathie dabei helfen, nach einem überstandenen Bandscheibenvorfall Rückfälle zu vermeiden?
Nach erfolgreicher Erstbehandlung kann Osteopathie helfen, das muskuläre Gleichgewicht zu erhalten, Fehlhaltungen zu korrigieren und das Faszien- sowie das Nervensystem zu unterstützen. Regelmäßige Kontrolltermine können dazu beitragen, sich anbahnende Verspannungen früh zu erkennen und zu lösen, sodass ein erneutes Auftreten von starken Schmerzen oder ein weiterer Bandscheibenvorfall präventiv vermieden wird.
Was sollte ich meiner Osteopathin/meinem Osteopathen unbedingt mitteilen?
Aktuelle medizinische Befunde (MRT, Röntgen, Arztbriefe etc.)
Vorhandene Vorerkrankungen oder Operationen
Akute Beschwerden wie Taubheitsgefühle, Lähmungserscheinungen oder starke Schmerzen
Regelmäßig eingenommene Medikamente
Bisherige oder parallele Behandlungen (z. B. Physiotherapie, Schmerztherapie)
Kann ein Bandscheibenvorfall durch Osteopathie ohne Operation behandelt werden?
Osteopathie zielt darauf ab, Funktionsstörungen im Bewegungsapparat zu beheben und die Selbstheilungskräfte des Körpers zu unterstützen. Bei einem Bandscheibenvorfall können die gezielten osteopathischen Techniken oft helfen, die Beschwerden zu lindern und eine Operation zu vermeiden – vorausgesetzt, es liegen keine schwerwiegenden neurologischen Ausfälle (z. B. Lähmungen, Blasen-/Darmstörungen) vor. In vielen Fällen wird zunächst konservativ behandelt, bevor ein operativer Eingriff in Betracht gezogen wird.
Wie häufig sollte man bei einem Bandscheibenvorfall osteopathisch behandelt werden?
Die Häufigkeit der osteopathischen Sitzungen hängt vom Schweregrad der Beschwerden und Ihrer individuellen Reaktion auf die Behandlung ab. In akuten Phasen können anfangs wöchentliche Sitzungen sinnvoll sein. Bei fortschreitender Besserung lassen sich die Intervalle häufig verlängern, etwa auf 2–4 Wochen. Ihre Osteopathin wird den Behandlungsplan mit Ihnen gemeinsam abstimmen.
Was sollte ich direkt nach einer osteopathischen Behandlung beachten?
Nach der Behandlung können Muskelkater-ähnliche Symptome oder eine vorübergehende Verstärkung der Beschwerden auftreten, weil der Körper auf die gesetzten Impulse reagiert. Ruhe und leichte Bewegung (z. B. ein Spaziergang) unterstützen den Heilungsprozess. Achten Sie außerdem darauf, ausreichend zu trinken und starke körperliche Belastungen in den ersten Stunden zu vermeiden. Bei anhaltenden oder sich verschlimmernden Schmerzen sollten Sie Ihren Osteopathin kontaktieren.
Wer sollte eventuell keine osteopathische Behandlung bei Bandscheibenvorfall in Anspruch nehmen?
Bei bestimmten Vorerkrankungen oder akuten Notfällen (z. B. ausgeprägten Lähmungen, Blasen- oder Darmentleerungsstörungen, Entzündungen der Wirbelsäule) ist Vorsicht geboten. In solchen Fällen ist zunächst eine ärztliche Abklärung unabdingbar. Bei schweren strukturellen Schäden oder Frakturen kann eine osteopathische Therapie eingeschränkt oder gar nicht angezeigt sein. Ihre Ärztin und Osteopath*in sollten sich in solchen Situationen eng abstimmen.
Welche Rolle spielt Stress bei Bandscheibenvorfällen und wie kann Osteopathie helfen?
Stress kann Muskelverspannungen verstärken und somit die Wirbelsäule zusätzlich belasten. Chronischer Stress begünstigt außerdem eine erhöhte Schmerzempfindlichkeit. Osteopathie setzt u. a. auch an den Faszien und dem vegetativen Nervensystem an und kann dadurch helfen, muskuläre und nervliche Spannungen zu regulieren. Ergänzend sind Entspannungstechniken, Stressmanagement und eine gesunde Work-Life-Balance wichtig.
Können starke Nervenkompressionserscheinungen (z. B. Taubheitsgefühle) osteopathisch behandelt werden?
Grundsätzlich kann Osteopathie unterstützen, indem sie die mechanische Kompression mindert und Spannungen im Gewebe löst. Bei starken Nervenkompressionserscheinungen, insbesondere mit anhaltenden Lähmungen oder stärksten Schmerzen, sollten Sie jedoch zuerst ärztlichen Rat einholen. Eine engmaschige Zusammenarbeit mit Fachärzt*innen ist hier essenziell, um mögliche neurologische Schäden rechtzeitig zu erkennen und zu behandeln.
Ist Osteopathie auch für ältere Menschen mit Bandscheibenvorfällen geeignet?
Ja. Insbesondere ältere Patient*innen profitieren oft von sanften manuellen Techniken, da ihre Gewebeempfindlichkeit erhöht sein kann. Eine individuell angepasste, vorsichtige osteopathische Herangehensweise kann helfen, Schmerzen zu lindern, die Beweglichkeit zu erhalten und die Durchblutung zu verbessern. Wichtig ist, bestehende Vorerkrankungen zu berücksichtigen und mit dem behandelnden Arzt abzuklären, ob die Behandlung sinnvoll ist.
Hilft Osteopathie auch bei chronischen Bandscheibenschäden?
Auch bei lang anhaltenden oder immer wiederkehrenden Bandscheibenbeschwerden kann Osteopathie sinnvoll sein. Gerade chronische Schmerzen werden häufig durch Fehlhaltungen, Schonhaltungen und muskuläre Dysbalancen aufrechterhalten. Eine osteopathische Behandlung kann helfen, diese Kreisläufe zu durchbrechen und das Gewebe wieder flexibler zu machen. Vollständige Schmerzfreiheit lässt sich nicht immer erreichen, dennoch berichten viele Betroffene von einer spürbaren Linderung.
Können andere Gelenke von einem Bandscheibenvorfall betroffen sein und wie hilft Osteopathie?
Ein Bandscheibenvorfall kann indirekt auch andere Bereiche des Bewegungsapparats beeinflussen, zum Beispiel die Hüfte oder die Knie, wenn man unbewusst eine Schonhaltung einnimmt. Diese kompensatorischen Muster führen zu Fehlbelastungen weiterer Gelenke. Osteopath*innen betrachten den Körper ganzheitlich und untersuchen daher nicht nur die Wirbelsäule, sondern auch angrenzende Strukturen, um mögliche Folgebeschwerden zu behandeln.
Quellen und Studien
AWMF (Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e.V.). S2k-Leitlinie: Lumbale Bandscheibenvorfälle. AWMF-Register Nr. 033/124 (Stand 2017).
Mayo Clinic. Herniated disk – Diagnosis & treatment. (Online verfügbar, abgerufen am 09.01.2025).
Atlas SJ, Deyo RA, Bronfort G et al. Evidence-based guidelines for the diagnosis and treatment of lumbar herniated disc, 2014 update. Spine. 2014; 39(17): E894–E918.



