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So hilft Osteopathie bei Fibromyalgie

So hilft Osteopathie bei Fibromyalgie
In Deutschland sind etwa zwei Prozent der Bevölkerung vom Fibromyalgie-Syndrom betroffen (FMS). Frauen sind dabei fast sechsmal häufiger betroffen als Männer.

 

Inhaltsverzeichnis:


Schätzungen zufolge leiden in Deutschland etwa 2,8 Millionen Menschen an der chronischen Schmerzerkrankung Fibromyalgie. Diese Zahl entspricht ungefähr 3% der Gesamtbevölkerung und verdeutlicht die erhebliche Verbreitung dieser Erkrankung im Land. Fibromyalgie tritt überwiegend bei Frauen auf, wobei ein deutlich höheres Risiko in den Wechseljahren besteht. Studien zeigen, dass Frauen etwa siebenmal häufiger betroffen sind als Männer, was auf hormonelle und genetische Faktoren hindeuten könnte.



Was ist Fibromyalgie?


Fibromyalgie ist eine komplexe, chronische Erkrankung, die durch weit verbreitete Muskelschmerzen, Müdigkeit und eine Vielzahl weiterer Symptome gekennzeichnet ist. Die Schmerzen werden oft als dumpf, brennend oder pochend beschrieben und betreffen häufig mehrere Körperregionen gleichzeitig. Neben den Schmerzen sind Patienten häufig mit Symptomen wie Schlafstörungen, Konzentrationsschwierigkeiten („Brain Fog“), Kopfschmerzen und depressiven Verstimmungen konfrontiert. Die genauen Ursachen von Fibromyalgie sind bislang nicht vollständig geklärt, jedoch spielen genetische Prädispositionen, Stress und eine gestörte Schmerzverarbeitung im zentralen Nervensystem eine wesentliche Rolle.



Fibromyalgie Symptome auf einen Blick:



"Aufgrund der schwierigen Diagnostik fühlen sich Betroffene meist nicht ernst genommen."

In vielen Fällen klagen Betroffene auch über innere Unruhe und allgemeine Müdigkeit. Die Krankheit wird häufig erst nach einem langen Leidensweg diagnostiziert, da sie oft mit unspezifischen Symptomen einher geht. Aufgrund der schwierigen Diagnostik fühlen sich Betroffene meist nicht ernst genommen. Vielen Patientinnen und Patienten wird sogar vorgeworfen, die Symptome nur vorzutäuschen. Dennoch sollte man nicht aufgeben und eine Behandlung anstreben. Medizinerinnen und Mediziner erlangen immer mehr Erkenntnisse über die Erkrankung und sind für das Thema sensibilisiert.


 

 

Der Körperkompass

Gesundheitswissen aus der Osteopathie-Praxis

 

Bestell-Nr. 1582ISBN-13: 978-3-8434-1582-8

248 Seiten, 154 x 205 mm, broschiert, mit zahlreichen farbigen Abbildungen

 

Erscheinungsdatum: 23.01.2025

 


 

Wie entsteht Fibromyalgie?


Die Ursachen für Fibromyalgie sind noch nicht abschließend erforscht. Jedoch stellt sich immer deutlicher heraus, dass eine gestörte Schmerzverarbeitung des Gehirns für die Erkrankung verantwortlich ist. Das hat zur Folge, dass die Schmerzschwelle herabgesetzt ist. Dadurch lösen bereits geringe Reize Schmerzen aus. Hierbei können genetische Faktoren eine Rolle spielen.


Zudem können psychische Belastungen Auslöser der Erkrankung sein, da auch Stress scheinbar ein Faktor für die Entstehung der Krankheit ist und sich die psychischen Beschwerden durch Stress verschlechtern.Da die Ursachen noch nicht abschließend geklärt sind, ist es schwierig, Aussagen über Präventionsmaßnahmen zu machen. Medizinerinnen und Mediziner gehen aber davon aus, dass mit ausreichend Schlaf, ausgewogener Ernährung, Verzicht auf Nikotin und Alkohol sowie Stressvermeidung und genügend Bewegung schon viel zur Vorbeugung getan werden kann.



Wie wird Fibromyalgie diagnostiziert?


Die Diagnose von Fibromyalgie (Fibromyalgie-Syndrom) ist ein komplexer Prozess, da die Erkrankung durch eine Vielzahl unspezifischer Symptome gekennzeichnet ist und keine eindeutigen labortechnischen oder bildgebenden Befunde vorliegen. Der Diagnoseprozess basiert hauptsächlich auf klinischen Kriterien, einer gründlichen Anamnese und dem Ausschluss anderer Erkrankungen.


Der erste Schritt bei der Diagnose von Fibromyalgie ist immer die sorgfältige Erfassung der Symptome. Wichtige Symptome umfassen:


  • Chronische, weit verbreitete Schmerzen: Die Schmerzen betreffen in der Regel mindestens 11 von 18 definierten Druckpunkten im Körper.

  • Müdigkeit: Anhaltende Erschöpfung, die nicht durch Schlaf oder Ruhe behoben wird.

  • Kognitive Beeinträchtigungen („Brain Fog“): Schwierigkeiten bei Konzentration, Gedächtnis und klaren Denkprozessen.

  • Schlafstörungen: Probleme beim Ein- oder Durchschlafen sowie nicht erholsamer Schlaf.

  • Weitere Symptome: Kopfschmerzen, Reizdarm, depressive Verstimmungen, Muskelsteifheit und sensorische Ãœberempfindlichkeiten.

Dauer und Verlauf


Die Symptome müssen über einen längeren Zeitraum bestehen, typischerweise mindestens drei Monate, um die Diagnose zu unterstützen.


2. Diagnosekriterien


American College of Rheumatology (ACR) Kriterien

1990 ACR-Kriterien


Diese Kriterien wurden erstmals 1990 vom American College of Rheumatology (ACR) festgelegt und sind lange Zeit der Standard für die Diagnose von Fibromyalgie gewesen.


  • Weit verbreitete Schmerzen: Schmerzen in mindestens 11 von 18 spezifischen Druckpunkten, die bei Druck mit mindestens 4 kg/cm² Schmerzempfindlichkeit zeigen.

  • Dauer: Schmerzen müssen mindestens drei Monate andauern.

  • Ausschluss anderer Erkrankungen: Andere Erkrankungen, die ähnliche Symptome verursachen könnten, müssen ausgeschlossen werden.



2010 ACR-Kriterien


Im Jahr 2010 wurden die Kriterien überarbeitet, um eine breitere Anwendung und eine bessere Abdeckung der Symptomatik zu ermöglichen.


  • Allgemeine Schmerzintensität: Bewertung der Schmerzintensität auf einer Skala von 0 bis 10.

  • Wahrgenommene Symptome: Einschätzung von Müdigkeit, kognitiven Symptomen („Brain Fog“) und anderen Symptomen.

  • Schmerzverbreitung: Analyse des Schmerzmusters anhand eines Körperschematas.

  • Keine explizite Tender Point Untersuchung: Die Betonung verschob sich von spezifischen Druckpunkten zu einer umfassenderen Bewertung der Symptome.



2016 ACR-Kriterien

Eine weitere Anpassung der Kriterien im Jahr 2016 fokussierte sich auf die Dauer und die Symptomatik ohne die Notwendigkeit, andere Erkrankungen explizit auszuschließen.


  • Symptomlast: Bewertung der Anzahl und Schwere der Symptome, einschließlich Schmerzen, Müdigkeit und kognitiver Beeinträchtigungen.

  • Funktionseinschränkungen: Analyse der Beeinträchtigung der täglichen Aktivitäten und Lebensqualität.



Europäische und Nationale Leitlinien


Neben den ACR-Kriterien existieren auch europäische und nationale Leitlinien, die spezifische Empfehlungen für die Diagnose und Behandlung von Fibromyalgie bieten. Diese Leitlinien integrieren oft multimodale Ansätze und betonen die Bedeutung der interdisziplinären Zusammenarbeit.



3. Ausschluss anderer Erkrankungen


Da Fibromyalgie keine spezifischen labortechnischen oder bildgebenden Marker hat, ist es essentiell, andere Erkrankungen auszuschließen, die ähnliche Symptome verursachen können. Dazu gehören:


  • Rheumatoide Arthritis

  • Systemischer Lupus erythematodes

  • Hypothyreose

  • Multiple Sklerose

  • Chronisches Erschöpfungssyndrom

  • Depressionen und Angststörungen



Diagnostische Tests


Zur Ausschlussdiagnose können folgende Tests durchgeführt werden:


  • Blutuntersuchungen: Um Entzündungsmarker, Schilddrüsenwerte und andere relevante Parameter zu überprüfen.

  • Bildgebende Verfahren: Röntgen, MRT oder Ultraschall können eingesetzt werden, um strukturelle Anomalien auszuschließen.

  • Neurologische Untersuchungen: Bei Verdacht auf neurologische Erkrankungen.



Wie behandelt der Arzt die Fibromyalgie?


Wenn die Diagnose gestellt und eine andere Erkrankung oder Verletzung ausgeschlossen werden konnte, beginnt die Therapie. Die Behandlung der Ursachen ist zurzeit noch nicht möglich, da diese noch nicht hinreichend erforscht sind. Zur Linderung der Beschwerden gibt der Arzt oder die Ärztin eine Therapieempfehlung. Dies kann Bewegung und leichter Sport sein, aber auch eine medikamentöse Therapie. Auch Physiotherapie kann Linderung verschaffen. In besonders schweren Fällen werden kognitive Verhaltenstherapien angewendet.



Kann Osteopathie bei Fibromyalgie helfen?


Die Osteopathie kann laut einer Studie als unterstützende Therapie die Schmerzen lindern. Eine solche Behandlung sollte allerdings mit dem behandelnden Arzt oder der behandelnden Ärztin abgesprochen werden. Auf keinen Fall sollte die schulmedizinische Behandlung abgebrochen werden, denn die Osteopathie kann diese nicht ersetzen, sondern lediglich ergänzen.Eine Metastudie besagt, dass die Osteopathie positive Auswirkungen auf die mit Fibromyalgie in Verbindung gebrachten Faktoren haben kann. Demnach können sich die Lebensqualität und der allgemeine Gesundheitszustand durch eine osteopathische Behandlung verbessern.



Was macht ein Osteopath bei Fibromyalgie?


Zu Beginn der Behandlung führt der Osteopath eine genaue Anamnese durch, um sich ein Bild von der Krankengeschichte zu machen. Danach wird der Patient gründlich untersucht und der Körper abgetastet. Werden Dysfunktionen festgestellt, versucht der Osteopath, diese mittels spezieller Techniken zu beseitigen. Bei stark betroffenen Körperteilen liegt der Fokus auf die schmerzenden Muskeln und Faszien. Da sich Dysfunktionen auch auf andere Körperregionen auswirken können, ist eine genaue Untersuchung und ganzheitliche Therapie notwendig.


Neusten Erkenntnissen zufolge liegt eine Ursache für Fibromyalgie in der gestörten Schmerverarbeitung, die im Gehirn stattfindet. Deshalb ist es wichtig, auch den Kopfbereich in die Behandlung einzubeziehen. Zudem muss die Brustwirbelsäule berücksichtigt werden, um das vegetative Nervensystem zu erreichen. Auch die Organe reagieren auf die Symptome. So leiden viele Betroffene beispielsweise an Magenkrämpfen. Eine ganzheitliche osteopathische Behandlung kann auch diese Beschwerden abmildern.


 

Quellenangaben:



Studien und Evidenz


  • Wirth et al. (2018): Diese randomisierte kontrollierte Studie aus Deutschland zeigte, dass osteopathische Behandlungen signifikante Verbesserungen der Schmerzsymptomatik und der Lebensqualität bei Fibromyalgie-Patienten bewirken können.

  • Frerichs et al. (2017): Eine Metaanalyse ergab, dass osteopathische Behandlungen positive Auswirkungen auf die Schmerzreduktion und die allgemeine Gesundheit haben können, obwohl die Anzahl qualitativ hochwertiger Studien begrenzt ist.

  • Licciardone & Sherman (2016): Diese systematische Ãœbersicht diskutiert die potenziellen Vorteile der Osteopathie bei chronischen Schmerzerkrankungen, einschließlich Fibromyalgie, und betont die Notwendigkeit weiterer Forschung.


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